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Paritätischer Verband

Verein für soziale Lebenshilfe Neustadt will sich umstrukturieren

Das Zuverdienstprojekt richtet sich vor ­allem an Menschen mit einer psychischen Erkrankung

Bei der Arbeit iBBei der Arbeit im Sägewerk in Kospoda lernen die Menschen mit psychischer Erkrankung einen geregelten Arbeitsalltag kennen. Foto: Theresa Wahl

Ein Satz, der berührt. Der ratlos zurücklässt.

Neustadt. Max Hubo ist eine der Erfolgsgeschichten des Neustädter Vereins für soziale Lebenshilfe. Er wird ab 1. Juli bei einer mittelständischen Firma in Neustadt eine Tätigkeit aufnehmen und damit zum ersten Mal in seinem Leben sein eigenes Geld verdienen.

„Max kam aus dem klassischen Hartz-IV-Bezug und ohne Ausbildung zu uns“, erinnert sich Danny Fuhrmann, Geschäftsführender Vorsitzender des Vereins. Zwei Jahre wurde Max Hubo im Zuverdienstprojekt des Vereins betreut, welches das Ziel verfolgt, Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern. Es liege ein steiniger Weg hinter ihnen, bei dem „bewusst Finger in die offene Wunde“ gelegt wurden. Doch nach der gemeinsamen Zeit, die durch eine intensive Arbeit miteinander geprägt war, habe man das Ziel erreicht. „Für Max heißt das jetzt: ‚Ich bin dann mal weg‘“, sagt Danny Fuhrmann mit stolzem Blick in Richtung seines Schützlings. Auch der 25-Jährige ist zuversichtlich. „Ich freue mich, dass es weitergeht und ich die nächste Ebene erreiche. Ich arbeite gerne“, sagt er.

Seit 2015 gibt es das Zuverdienstprojekt, das sich vor ­allem an Menschen mit einer psychischen Erkrankung richtet. Mit Hilfe des Sozialamtes Saale-Orla, das die Betreuungskosten übernimmt, können derzeit zwölf Menschen im Alter zwischen 25 und 60 Jahren betreut werden. Weitere acht absolvieren ein Praktikum. Zum Teil hätten sie noch nie in einem Beschäftigungsverhältnis gestanden und würden daher zunächst „die Benimmregeln des ersten Arbeitsmarktes“ lernen. Aber auch die Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung aus dem System „herausgekegelt“ wurden, würden eine Chance ­erhalten. Um die Leute an eine geregelte Arbeit heranzuführen und damit auch eine Perspektive zu eröffnen, arbeiten sie in einem Sägewerk in Kospoda, in dem Bretter und Kanthölzer für Palettenreparaturbetriebe zugeschnitten werden. In Gesprächen und Beratungen werden Stärken und Schwächen jedes Einzelnen herausgefunden und Ziele entwickelt, die an Charakter und Lebensgeschichte angepasst sind. Vor allem gehe es aber darum, die Frustrationstoleranz abzubauen und Wertschätzung zu vermitteln. „Ausgrenzung haben die Leute schon genug erfahren und immer wieder mitbekommen ‚Du bist nichts und du kannst nichts‘“, sagt Danny Fuhrmann.

Um die Besonderheit des Projektes weiß auch Sabine Gruber vom Sozialamt: „Das Wichtigste ist die pädagogische Arbeit, die in der freien Wirtschaft nicht geleistet werden kann, die aber hier an erster Stelle steht.“ Dass dieser Ansatz richtig ist, wird nicht zuletzt an der Erfolgsquote deutlich. In den vergangenen zwei Jahren gelang es, fünf Betreute in den ersten Arbeitsmarkt zu ­integrieren oder in eine Ausbildung zu vermitteln. „Das sind deutlich mehr als normalerweise üblich“, unterstreicht Danny Fuhrmann. Gerne würde er mehr Klienten in dem Zuverdienstprojekt betreuen, die Kapazitäten sind allerdings räumlich und finanziell beschränkt. Da der Verein durch eine neue Gesetzgebung ohnehin dazu gezwungen sei, Umstrukturierungen vorzunehmen, werde gerade ein weiterführendes Konzept entwickelt. Dazu gehöre auch ein Standortwechsel. „Wir stehen gerade in Verhandlungen mit der Sparkasse, der das Objekt gehört, an dem wir interessiert sind“, sagt Lutz Büttner, der für die Projektentwicklung im Verein zuständig ist. Klappt der Umzug in die neuen Räumlichkeiten, ist nicht nur vorgesehen, mehr Leute zu betreuen, sondern perspektivisch auch eine Integrationsfirma zu gründen, die es dann ermöglichen würde, erfolgreichen Teilnehmern des Projektes, selbst eine Beschäf­tigung anbieten zu können.

Theresa Wahl / OTZ